Baunscheidt-Therapie
Diese ist seit dem unverständlichen Verbot der Krotonsäure durch unsere Bundesbehörden leider zu einem Schattendasein verdammt. Alle mir bisher bekannt gewordenen Bemühungen um eine Wiederbelebung dieser hervorragenden Therapie sind bisher ohne vergleichbaren Erfolg geblieben. Auch wir haben uns seit Jahren um eine gute Ersatztherapie bemüht und sind bisher nur wenig erfolgreich. Frau M., 72 Jahre alt, leidet seit ca. 5 Jahren an Weichteilrheuma, besonders der Rückenmuskulatur. Heute würde man diese Erkrankung wahrscheinlich „Fibromyalgie“ nennen. Sie nahm zu Beginn der Behandlung täglich 17 Tabletten Aspirin á 0,5 Gramm, also insgesamt 8,5 Gramm. Es war sicherlich ein Wunder, dass sie keine Magenschmerzen oder gar ein Ulcus hatte.
Unsere Behandlung bestand ausschließlich in einer Baunscheidt-Therapie. Montags wurde der gesamte vordere Rumpf behandelt, mittwochs der gesamte Rücken, freitags Arme und Beine. Für alle, die das Verfahren nicht mehr genau kennen: Erst werden durch einen Baunscheidt-Nadelapparat winzige, nicht blutende oberflächliche Verletzungen der Cutis erzeugt. Dann wird das (damals echte) Baunscheidt Öl eingerieben. Anschließend das Ganze mit einer Spezial-Thermowatte abgedeckt, die zwei Tage liegen bleibt und nicht abgenommen werden darf. Unter dieser Watte entstehen zahlreiche Pusteln, meist mit erheblichem Juckreiz. Die ganze Prozedur ist deswegen lästig, aber völlig schmerzfrei.
Bei dieser Patientin wurden die Behandlungen 4 Wochen lang in dem angegebenen Muster fortgesetzt, also insgesamt 12 Mal. Danach waren die Schmerzen weitgehend abgeklungen. Sie nahm noch vier Tabletten Aspirin, die sie später völlig absetzen konnte.