Geschichte 1
Aufgeregt rief mich im Sonntagsdienst eine alte Dame an: „Herr Doktor, kommen Sie ganz schnell, mein Mann will mich mit der Axt erschlagen.“ Natürlich fuhr ich ganz schnell in den Nachbarort zu der bedrohten alten Dame und fand sie nach einigem Suchen in ihrem abgelegenen Häuschen. Sie hatte es bei aller Aufregung geschafft, ihren Mann in einem Zimmer einzuschließen. Nachdem ich mir die Geschichte angehört hatte, versuchte ich mit dem inzwischen ruhigen 80-jährigen Ehemann durch die geschlossene Zimmertür Kontakt aufzunehmen. Er blieb ganz ruhig, so dass ich vorsichtig die Tür öffnete. Der alte Herr saß in einem Sessel, das Beil neben sich auf dem Boden …
Zuerst entsorge ich das gefährliche Werkzeug, sprach dann mit dem müden und etwas verwirrten Patienten und überzeugte ihn „wegen der guten Durchblutung“, sich eine Spritze, in diesem Falle Valium, geben zu lassen. Dies geschah und bald danach schlummerte er ruhig in seinem Sessel.
Als ich mit der Ehefrau anschließend noch ein paar Worte wechselte, meinte sie treuherzig: „Ich weiß ja, er kann nix dafür. Mein Hausarzt hat mir das erklärt er hat e‘ alt verbraucht Journalistenhirn. Er war nämlich über 20 Jahr Chefredakteur bei der Zeitung und da musst‘ er so viel schreibe und sich so viel aufrege.“ Mit dieser sehr weisen Erklärung des Hausarztes von dem alten verbrauchten Journalistenhirn konnte die alte Dame gut leben und die Probleme mit ihrem Ehemann ertragen.