Die Schonung
In der heutigen Zivilisationsernährung wird der Darm (und der Mensch) durch die Ernährung dauernd übererfordert. Wir essen im Allgemeinen: zu schnell, zu viel, zu süß, zu salzig, zu häufig, zu viel durcheinander, oft zu heiß oder zu kalt. Dazu trinken wir oft zu wenig oder trinken Flüssigkeiten, die den Magen reizen (Kaffee, Alkohol).
Wir machen auf dem Gebiet der Ernährung also häufig eine ganze Menge Fehler. Man kann sich nur wundern, dass unsere Organe diese Fehler so lange beschwerdefrei aushalten und nicht viel früher streiken.
Denken Sie nur daran, was Ihr Auto tun würde, wenn Sie es nicht mit dem richtigen Benzin oder Öl füttern. Es würde sehr schnell streiken und seine Arbeit einstellen. Unser Körper aber ist sehr gutmütig und verzeiht uns vieles. Deswegen merken wir oft auch nicht, dass wir ihm mit unserer Lebensweise schaden und seine Gutmütigkeit ausnutzen. Und wenn dann irgendwann einmal eine Störung auftritt, dann beschuldigen wir den Stress, die Ansteckung durch die Erkältung unseres Nachbarn, die Gene oder sonst irgendetwas als Ursache. Selten aber unsere eigenen Fehler in der Vergangenheit. Weil wir unseren Magen und Darm in der Regel über viele Jahre und vielleicht Jahrzehnte weder gepflegt noch entlastet haben, steht bei der Mayrbehandlung die Schonung an erster Stelle. Diese Schonung kann man auf verschiedene Weise durchführen.
- Fasten: Das Fasten bedeutet völlige Enthaltung von festen Nahrungsmitteln. Nur Trinken ist erlaubt (Wasser, Tee, Basenbrühe u.a.). Der Sinn des Fastens liegt neben der Disziplinierung des Essverlangens in der völligen Schonung und Entlastung von Magen und Darm. Diese können sich während der Fastenperiode ausruhen und erholen.
- Milch-Semmel-Diät nach Mayr: Dieses ist die ursprüngliche „Mayr-Kur“, bei der neben der Nahrungseinschränkung auch das langsame Essen und das gute Kauen wieder geübt werden (s. später unter Schulung). Milch und Semmeln werden nur in kleinen Schlucken bzw. Stücken gegessen, sehr gut gekaut und nur flüssig und mit Speichel durchmischt heruntergeschluckt. Der große Vorteil dieser Diät neben der Schulung liegt darin, dass vor allem auch die Mundspeicheldrüsen wieder richtig zur Arbeit angeregt werden. Dadurch wird vor allem die Verdauung in der Mundhöhle wieder aktiviert, die für die frühzeitige Aufspaltung der Speisen wichtig ist.
- Schonkost: Von den Schülern Mayrs stammt die so genannte „Milde Ableitungsdiät“. Hier werden einfache Speisen, z.B. Kartoffeln und gedünstetes Gemüse oder weißer Reis und etwas Soße als Mahlzeit gegeben. Es ist allerdings trotzdem notwendig, jeden Bissen so gut zu kauen, dass er vollständig verflüssigt und mit Speichel durchsetzt wird, bevor er heruntergeschluckt wird.
Der Vorteil dieser Ernährung liegt darin, dass eine geringere Gewichtsabnahme erfolgt als beim reinen Fasten oder der Milch-Semmel-Kur. Wir haben in unserer Kurklinik schon vor vielen Jahren die sogenannte modifizierte Nachkriegs-Ernährung“ eingeführt. Dabei gibt es reichlich Kartoffeln und gedünstetes, manchmal auch rohes Gemüse und alles andere nur in geringen Mengen (auch Brot, Obst etc.).
In der Nachkriegszeit gab es viel weniger Krankheiten als nach der Währungsreform, vor allem wohl deswegen, weil die meisten Menschen zu wenig zu essen hatten. Wenn man wenig Essen zur Verfügung hat, dann isst man auch bedächtiger und kaut besser. So hat sich diese Kost bei uns sehr gut bewährt und wird von unseren Patienten gern angenommen.
Die „Vollwert-Enthusiasten“ und „Vitamin-Freaks“ verweisen bei diesen Kostformen auf die fehlenden Ballaststoffe, Vitamine und Enzyme. Es hat sich aber herausgestellt, dass man darauf durchaus einige Wochen verzichten kann. Außerdem kann man einem gewissen Vitaminmangel auch medikamentös begegnen. Und die Ballaststoffe reizen eher den Darm, dem wir mit unserer Ernährung doch hauptsächlich Ruhe gönnen wollen. Wichtig während dieser Schonungsphase ist eine Kost, mit der der Darm möglichst wenig belastet wird. Dazu ist die Milch-Semmel-Diät oder auch eine gleichförmige, sehr einfache „Nachkriegs-Kost“ hervorragend geeignet.
Die Säuberung
Mit der Säuberung wollen wir möglichst viele alte Stoffe aus dem Darm entfernen, den Darm dadurch reinigen, und eine allgemeine Entgiftung erreichen Wir sprechen dabei auch von einer Entschlackung, obwohl die Lehrmedizin diesen Begriff nicht anerkennt. Sie benutzt aber den Begriff Entzündung, obwohl noch keiner einen Zündfunken gesehen hat. Auch der Begriff Verbrennung existiert, obwohl noch niemand einen Brand im Körper gesehen hat.
Die „Schlacken“ sind Ablagerungen im Darm, aber auch im Bindegewebe, im Zwischenzellgewebe und möglicherweise auch in den Zellen. Durch Schlacken wird der gesamte Zellstoffwechsel behindert und eine normale Funktion aller Organe vermindert.
Die Schlacken sollten also soweit wie irgend möglich aus dem Körper entfernt werden. Aufgrund unserer Lebensführung haben wir es zugelassen, dass sie sich in unserem Körper ablagern konnten. Also müssen wir uns auch um ihre Entfernung kümmern.
Säuberung und Entschlackung erfordern verschiedene Maßnahmen:
- salinische Abführmittel: An erster Stelle steht das „Original Karlsbader Salz“, wie es F.X. Mayr verwandt hat. Dieses ist gut verträglich und vom Geschmack her zuträglich. Wir verwenden das F.X.-Passagesalz, das aufgrund des Zusatzes von Zitronensäurerecht gut schmeckt und auch von Kindern toleriert wird. Es wirkt allerdings schwächer als KarlsbaderSalz und das am häufigsten genommene Bittersalz. Dieses Salz wird am häufigsten genommen, da es anscheinend auch den Gallenfluss anregt und somit blutreinigend wirkt. Es schmeckt zwar recht bitter, ist aber bei den meisten Patienten aufgrund seiner „durchschlagenden“ und damit reinigende Wirkung sehr beliebt.
Alle Abführmittel sollten mit warmem Wasser eingenommen werden, am besten morgens zwischen 5.00 und 7.00 Uhr. Sie befreien den Darm von oben her von alten Kotresten und sorgen für eine ständige Entleerung. Unterstützt wird diese innere Darmsäuberung durch verschiedene andere entsprechende Maßnahmen:
- Colon-Hydro-Therapie: Darunter versteht man Darmspülungen vom After her im Sinne eines großen Einlaufs. Hierbei wird meist der gesamte Dickdarm freigespült, wodurch sich viele Patienten angenehm „erleichtert“ fühlen. Eine Reinigung des Dünndarmes wird so allerdings nicht erreicht.
- Entsäuerung: In der Naturheilkunde geht man davon aus, dass fast jede chronische Störung oder Erkrankung mit einer Störung des Säure-Basen-Haushaltes einhergeht. Dies ist zwar mit den bisher bekannten Analyseverfahren (pH-Wert-Messung oder Bestimmung der Säure-Puffer-Kapazität in Blut und Urin) nicht sicher beweisbar. Es ist aber trotzdem sehr wahrscheinlich, weil alle diesbezüglichen Maßnahmen, die den Säure-Basen-Haushalt günstig beeinflussen sollen, meist auch zu einer Verminderung von Beschwerden führen. Solche Maßnahmen sind: Ernährung mit basenreicher Kost, Baseninfusionen, Gabe von Basenpulvern, z.B. Kaiser’s Natron oder Bullrich Salz, körperliche Arbeit u.a.m.
Die Entsäuerung spielt in der Naturheilkunde und natürlich auch bei der Mayrkur eine Schlüsselrolle und muss dementsprechend auch beachtet werden. Außerdem sind die oben genannten salinischen Abführmittel stark basenüberschüssig. Sicherlich sind sie auch deswegen innerhalb der Kurbehandlung so wichtig.
- Äußere Verfahren: An erster Stelle ist hierbei die Dauerbrause zu nennen, die über eine langdauernde, warme Berieselung der Haut im Sinne einer Ganzkörper-Lymphdrainage anscheinend sehr viele Schlacken „auswäscht“.
Wir haben, neben vielen anderen Anwendungen, in unserer Klinik jedenfalls sehr gute Erfahrungen mit dieser sehr einfachen, dabei aber hochwirksamen Therapie gemacht. Weiterhin sollte man immer Leberwickel durchführen, die nicht nur die Leber günstig beeinflussen, sondern für eine bessere Durchblutung des Aonnengeflechtes und damit sämtlicher Bauchorgane sorgen. Es muss nicht immer ein Heusack oder ein Rhizinuswickel sein. Im Allgemeinen reicht auch eine Wärmflasche über einem feuchten Tuch.
Natürlich sind alle anderen gesundheitsfördernden Maßnahmen wie Gymnastik, Bewegung, Luftbäder, Trockenbürsten und vieles andere zusätzlich günstig. Als ärztliche Maßnahmen kommen dabei auch Schröpfungen, Baunscheidt-Behandlung, Aderlass, Massagen und anderes in Betracht.
- Trinken: Alle oben genannten Maßnahmen führen nur dann zu einer ausreichenden Entschlackung, wenn man genügend trinkt. Man sollte, je nach Körpergewicht und Größe 2 bis 4 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen, möglichst in Form stiller Wässer, z.B. Leitungswasser. Wenn es warm getrunken wird, dann kann es der Körper besser verarbeiten, weil er es nicht erst auf Körpertemperatur erwärmen muss. Leichte Tees sind oft angenehm, weil sie einen gewissen Geschmack haben. Kaffee und Alkohol in jeder Form, auch als Schorle, sollten wir völlig vermeiden. Obstsäfte werden aufgrund ihrer Säure oft schlecht vertragen, wohingegen leichte Gemüsesäfte meistens recht angenehm sind. Das Wichtigste ist aber das stille Wasser in ausreichender Menge.
Die Schulung
- Langsames Essen und gutes Kauen: Ich bin darauf schon im Kapitel Schonung ausführlich eingegangen. Hier soll nur auf das Wichtigste noch einmal eingegangen und einige andere Gesichtspunkte zusätzlich dargestellt werden. Wir essen heute hauptsächlich zu viel und zu schnell. Dadurch überspielen wir den Sättigungsreflex, der etwa 20 Minuten nach Beginn des Essens eintritt. Haben wir unsere Mahlzeit in 15 Minuten verzehrt, dann merken wir zwar den Füllungseffekt im Magen, sind aber oft noch nicht richtig satt. Also essen wir weiter.
Der normale Erwachsene benötigt ohne körperliche Arbeit, wie es heute fast überall der Fall ist, nur ca. 1000 – 1200 Kal. einer wohlausgewogenen Vitamin und mineralstoffreichen Ernährung. Meistens wird aber eine Kalorienmenge von wenigstens 1500 – 2000 für notwendig gehalten. (z.B. von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, dem führenden Gremium der Meinungsbildung in Ernährungsfragen in Deutschland). Es ist aber bekannt, dass man mit sehr viel weniger Nahrung gesund und leistungsfähig bleiben kann, wenn diese Nahrung richtig zusammengesetzt ist. Alles, was wir zu viel und das meiste, was wir schlecht gekaut unserem Magen „einverleiben“, füttert unsere Darmbakterien. Diese verhalten sich natürlich nicht unbedingt so, wie wir es möchten, sondern sie entwickeln sich entsprechend dem Nahrungsangebot.
Wenn wir auf einen Komposthaufen Küchen- und Gartenabfälle sowie einige Sonnenblumensamen werfen, dann werden dort normalerweise auch keine Sonnenblumen, sondern alles Mögliche Unkraut wachsen. Denn das Unkraut ist stärker als die Sonnenblumen. Genauso wachsen in unserem Darm die Bakterien, die am besten mit dem Nahrungsüberangebot zurechtkommen. Und diese sind sehr häufig eher schädliche als nützliche Bakterien.
So erklärt sich, dass wir über die zu reichliche oder zu schlecht gekaute Nahrung uns selbst Darmbakterien heranzüchten, die dem Körper schaden können. Denn Bakterien können sich innerhalb von ca. 30 Minuten verdoppeln, innerhalb von zwei Stunden also versechzehnfachen. Haben wir erst einmal im Darm Störungen erzeugt, dann werden wir diese Störungen über unsere „Esskultur“ weiter fördern. Daraus entstehen dann sehr viele Krankheiten, die letztlich auf schädliche Bakterien zurückgeführt werden können. Hier nützt es meist wenig, sog. gute Bakterien zuzuführen, wenn wir nicht die ursächlichen Fehler abstellen. Also müssen wir als erstes lernen, möglichst wenig zu essen und gut zu kauen.
- Die Darmmassage nach Mayr: Hier handelt es sich um eine Methode, bei der mit der Ausatmung möglichst alle im Unterbauch liegenden Dünndarmschlingen nach oben gegen das Zwerchfell gedrückt werden. Bei der Einatmung, bei der der Patient bewusst tief in den Bauch atmen soll, lässt man mit dem Druck erheblich nach, um dann bei der Ausatmung den Dünndarm wieder nach oben zu schieben.
Mit dieser Methode erreicht man eine deutliche Entstauung im Dünndarmbereich, wahrscheinlich besonders der Lymphgefäße. Man findet oft auch schmerzhafte Stellen im Bauchraum, die während der Massage deutlich schmerzärmer werden. Erschlaffte Dünndarmteile können so allmählich ihre normale Spannung zurückgewinnen und wieder normal funktionieren.
Es scheint eine sehr wirksame Entgiftungsbehandlung zu sein, da auch viele unklare körperliche (und manche seelische) Leiden positiv auf diese Darmmassage reagieren. Dazu zählen u.a. Herzbeschwerden, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit. Es kommt vor, dass solche Beschwerden unter der Darmbehandlung innerhalb weniger Minuten völlig verschwinden.
- Das Trinken: Auf die Wichtigkeit ausreichender, nicht belastender Flüssigkeitszufuhr bin ich schon im Kapitel Säuberung eingegangen. Wir trinken in der Regel zu wenig und meistens Flüssigkeiten, die unserem Körper noch Arbeit abverlangen, wie Tee, Kaffee, Säfte, Alkohol, Limo oder Cola. Die beste Flüssigkeit ist warmes stilles Wasser, wobei in vielen Gegenden Deutschlands das Leitungswasser diesem Anspruch voll genügt, vor allem, wenn es energetisch durch Umrühren mit einem Löffel wiederaufgeladen worden ist. Wir brauchen dafür also meistens kein Wasser zu kaufen.
Fazit: Wenn wir alle diese bisher beschriebenen Maßnahmen richtig durchführen, dann werden wir in kurzer oder zumindest überschaubarer Zeit wesentlich gesünder werden. Da wir aber in der Regel nicht alles richtig machen werden und vor allem die nicht einfache Bauchmassage nicht allein durchführen können, ist es wesentlich günstiger, wenn wir uns in eine entsprechende Klinik oder wenigstens in die ambulante Behandlung bei einem erfahrenen Arzt (meist Mayr-Arzt) begeben, damit die geplante Mayr-Kur auch den größtmöglichen Nutzen für uns bringt und nicht andere Störungen daraus entstehen. Denn wenn nicht alle Teile dieser Behandlung richtig aufeinander abgestimmt sind, dann können schon unliebsame Folgen, wie langdauernder Gewichtsverlust, Störungen der Verdauung, ständige Übelkeit u.a., entstehen. Der ausgebildete Mayr-Arzt kennt diese Möglichkeiten und er weiß genau, wie er ihnen zu begegnen hat. Es ist wie immer im Leben: für schwierige Probleme braucht man einen Fachmann (oder Fachfrau).