Lassen Sie mich diese drei außerordentlich wichtigen Systeme im Einzelnen durchgehen:
1) Der Dünndarm: Er ist nach Auskunft der Anatomen bei allen erwachsenen Menschen etwa gleich lang, nämlich ca. 4,50 m. Die innere Oberfläche beträgt nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 200 und 3000 qm. Etwa 70 bis 80 Prozent der immunkompetenten Zellen sollen dort gebildet werden.
Der Dünndarm kann nicht transplantiert werden und er ist auch nicht durch irgendwelche Maschinen ersetzbar wie z. B. die Dialyse. Seine vollständige Entfernung ist mit dem Leben nicht vereinbar. Dagegen können die Nieren, die Leber, das Herz, das Pankreas, der Dickdarm und m. W. alle anderen Organe bis auf das Gehirn entfernt oder maschinell ersetzt werden. Eng mit dem Dünndarm ist der Plexus solaris verbunden, den man auch als das „Bauchhirn“ bezeichnet.
Der Dünndarm ist also in jeder Beziehung ein außergewöhnliches Organ, das in seiner Bedeutung weit über die anderen Organe bis auf das Gehirn hinausragt. Trotzdem wird er in der Universitätsmedizin weitgehend übersehen. Es gibt kaum diagnostische Möglichkeiten. Es gibt angeblich fast keine Dünndarm-Krankheiten, obwohl es hinsichtlich der Oberfläche das weitaus größte Organ des Körpers und unersetzbar ist.
Das ist doch sehr merkwürdig. Fragen Sie doch bitte einmal Ihren Hausarzt, Ihren Internisten, was er zu Ihrem Dünndarm sagen kann? Er wird fast immer antworten, dass dieser Körperteil gesund ist, weil er keine Krankheiten an ihm feststellen konnte.
Aber alle diese Ärzte irren sich. Denn es gibt heute nur wenige dünndarmgesunde Menschen in den Ländern der Hochzivilisation.
Die Erkenntnisse über Krankheiten und Störungen des Dünndarms sind schon sehr alt. Sie gehen hauptsächlich auf den österreichischen Arzt Franz Xaver Mayr (1875-1965) zurück, der bereits 1920 sein Hauptwerk „Fundamente zur Diagnostik der Verdauungskrankheiten“ veröffentlichte. Dieses Buch ist eine wahre Fundgrube für jeden, der über den Dünndarm mehr wissen will, als er während Studium und Ausbildung lernen konnte. Es ist auch heute noch als Nachdruck zu kaufen. Trotzdem ist es nahezu unbekannt.
Der Dünndarm ist das Hauptstoffwechselorgan des menschlichen Körpers. Der Mensch lebt nicht von dem, was er isst, sondern von dem, was er verdaut. Das ist ein fundamentaler Unterschied. Jede Nahrung, die in den Dünndarm gelangt, kann nur dann von der Darmschleimhaut aufgenommen werden, wenn sie feinstmolekular aufgeschlossen ist. D.h.:
- Kohlenhydrate können nur als Mono-, Di- oder Oligosaccharide aufgenommen werden.
- Eiweiß kann nur in Form von Aminosäuren oder Oligopeptiden aufgenommen werden.
- Fette müssen zu Triglyceriden abgebaut worden sein.
Alle Nahrungsteile, die nicht von der Darmschleimhaut aufgenommen werden können, werden ausgeschieden oder gehen in Zersetzung über.
Deswegen führen nicht resorbierte Kohlenhydrate zur Gärung. Dabei entstehen diverse Alkohole, u.a. Methanol, Aethanol, Propanol, Butanol. Gärung im Dünndarm ist gleichbedeutend mit einer „Mini-Brauerei“ im Bauch. Besonders die sog. Fuselalkohole sind hochgiftig und müssen über die Leber abgebaut werden. Aufgrund der modernen Lebensweise haben in der Hochzivilisation sehr viele Menschen mit Gärung im Dünndarm zu tun (hochkalorische, kohlenhydratreiche Kost, mangelhafte Bewegung u.a.). Der Nachweis der Alkoholbildung im Dünndarm ist schwierig, gelingt aber leicht mit feinen Nachweismethoden.
Die Gärung im Dünndarm ist m. E. die Hauptursache der Zivilisationskrankheiten. Sie ist weder mit Medikamenten, noch Operationen oder anderen medizinischen Maßnahmen zu beseitigen, sondern nur über eine an der Gesundheit orientierte Verhaltensänderung.
Die Alkoholbildung im Dünndarm ist verbunden mit einer Reizung der oberen Darmschleimhaut. Dies führt zum „leaky gut-Syndrom“, damit zum Eindringen von nahrungsbedingten Fremdstoffen ins Blut, zu Autoimmunreaktionen, Nahrungsmittel-Allergien und vielen anderen Störungen, die selten mit dem Dünndarm in Zusammenhang gebracht werden.
Die dauerhafte Bildung von Alkohol im Dünndarm führt weiter zu einer Ermüdung der Darmmuskulatur, die allmählich träge wird und erschlafft. Dadurch kann sich Dünndarminhalt in erschlafften Dünndarmschlingen sammeln, ähnlich einem wenig durchfluteten Wasserarm in einem Bach. Der Gärungsprozess verstärkt sich in diesen Darmteilen, zumal aufgrund mangelhafter Bewegung keine Tiefenatmung erfolgt und deswegen die automatische Zwerchfell-Dünndarm- Gymnastik nicht mehr stattfindet. Ein „perpetuum mobile“ von Störungen entsteht, das ärztlicherseits nicht unterbrochen werden kann. Allenfalls eine Fastenkur reduziert die Bildung dieser Alkohol- Auto-Intoxikation. Aber diese muss der Patient freiwillig durchführen.
Ähnlich wie bei der Gärung verhält es sich mit Eiweißfäulnis im Darm durch unverdaute Eiweißnahrung. Diese Fäulnis kann sehr leicht durch den seit über 100 Jahren bekannten „Indikan-Test“ im Urin nachgewiesen werden. Bei einer Eiweißfäulnis entstehen auch Giftstoffe wie Skatol, Putreszin und Kadaverin, die mit ihrem Namen schon auf die Bedeutung für eine Krankheitsentstehung hinweisen.
Auf Franz Xaver Mayr und seine Nachfolger geht auch die einzige wirksame Therapie dieser extrem wichtigen Dünndarmstörungen zurück: Fasten, am besten als sog. „Mayrkur“, Dünndarmgymnastik, Tiefenatmung, sehr gute Esskultur und Ernährungsdisziplin. Damit bekommt man allmählich diese Hauptwurzel für chronische Störungen und Krankheiten in den Griff. Erst dann kann sich Gesundheit wieder einstellen.
Das ganze Problem kann aber nicht ärztlich gelöst werden. Der Hauptakteur ist der Patient mit seiner Verhaltensänderung. Er muss wieder selbst die Verantwortung für seine Gesundheit oder Krankheit übernehmen.
2) Das zweite von der Universitätsmedizin weitgehend ignorierte Organsystem ist das Bindegewebe. Hier handelt es sich nicht nur um ein Halte- und Verbindungsorgan. Sondern das Bindegewebe ist das Haupt-Transit-Organ für vermutlich die meisten Stoffwechselvorgänge. Vermutlich sämtliche Stoffe (Sauerstoff, Glucose, Hormone u.a.), die eine Organzelle erreichen sollen, müssen das Bindegewebe passieren. Dieses Gewebe ähnelt einem Schwamm. Es lässt nur solche Stoffe passieren, die isoosmotisch, isoionisch und isotonisch sind. Stoffe, die diese Kriterien nicht erfüllen, bleiben in dem schwammartigen Gewebe hängen. Auch Sand oder Öl kann einen Schwamm nicht passieren. Durch Sand und Öl wird ein Schwammweitgehend unbrauchbar.
Ähnliche Vorgänge finden statt, wenn über das Blut inadäquate Stoffe das Bindegewebe in Richtung auf die Organzellen passieren wollen. Sie bleiben dort einfach hängen. Wir nennen diesen Vorgang in der Naturheilkunde „Verschlackung“. Dies ist ein Ausdruck, bei dem sich einem echten Schulmediziner die Haare sträuben. Dabei sind die im Bindegewebe ablaufenden Prozesse in der deutschen Literatur durch Pischinger und Kellner, Wien sowie durch Heine, Frankfurt, m. E. zweifelsfrei nachgewiesen. Aber diese Ergebnisse werden bisher weitgehend ignoriert. Dabei sind sie fundamental wichtig.
Mit zunehmendem Alter bleiben im Bindegewebe immer mehr Stoffe hängen, wie ich es bereits gesagt habe. Prof. Heine nennt das Netz von Zuckerbiopolymeren in der Grundsubstanz des Bindegewebes auch ein „Molekularsieb“, in dem Fremdproteine und nicht abgebaute Schadstoffe jeglicher Genese als sog. „Stoffwechselmüll“ hängen bleiben. Für Heine ist deshalb das Bindegewebe die „Stoffwechsel-Deponie“ des Körpers.
Auf den Veränderungen im Sol- und Gel-Zustand des Bindegewebes sowie der zunehmenden Verdickung der Basalmembran der Kapillaren beruhen teilweise auch die Alterungsvorgänge, die mit einer Verminderung der allgemeinen Leistungsfähigkeit sowie der Organfunktionen einhergehen. Diese sind natürlich abhängig von der Lebensweise, mit der wir den Zustand des Bindegewebes beeinflussen und darum auch weitgehend abhängig von der Verantwortlichkeit des Einzelnen für seine eigene Gesundheit.
3) Das dritte von der Universitätsmedizin sträflich vernachlässigte Gebiet ist das Lymphsystem. Der erwachsene Mensch besteht zu ca. 70% aus Wasser. Davon macht das Blut ca. ein Siebtel, die interstitielle und die Lymph-Flüssigkeit ca. ein Drittel aus. Der Rest ist intrazelluläre Flüssigkeit. Interstitielle Flüssigkeit transportiert Nährstoffe von den Kapillaren zu den Organzellen. Mit der Lymphe (außer der Darmlymphe) werden alle Abfallstoffe der Zellen abtransportiert und damit dem Blutkreislauf zugeführt.
Aber wie behandelt man die Lymphflüssigkeit? Dafür gibt es kaum Rezepte außer einer Behandlung mit manueller Lymphdrainage. Die Lymphe fließt aber hauptsächlich im Bauchraum. Hunderte von Lymphknoten befinden sich in Darmwand, Mesenterium, Mesocolon und Omentum majus. Sie haben alle eine Bedeutung, genauso wie die 100 bis 200 Lymphknoten im Halsbereich. Sie reinigen die Lymphflüssigkeit. Sie sind praktisch die „Müllentsorgung“.
Und wer pflegt die Müllentsorgungsanlagen? Niemand. Es ist kein Arzt dafür zuständig. Wir Ärzte lassen alles so laufen, kümmern uns kaum um den Dünndarm, das Bindegewebe oder das Lymphsystem, weil wir glauben, dass diese Organe und Systeme für sich selbst sorgen können. Über unseren Dickdarm wissen wir Bescheid, über das Herz auch, die Nieren, das Pankreas, die Leber. Aber nicht über diese drei äußerst wichtigen Bereiche.
Warum? Weil sie sich unserer üblichen Diagnostik entziehen. Sie sind weder mit Labordaten noch mit bildgebenden Verfahren oder elektrischen Messungen zu diagnostizieren. Hier spielen sich aber ganz wesentliche Faktoren ab, die über Gesundheit oder Krankheit entscheiden. Nur mit den Augen, den Händen und unserem wachen Verstand können wir die Störungen feststellen. Unsere ganze herkömmliche, bewährte Diagnostik versagt.
Es gibt auch kein Universitäts-Behandlungskonzept für Dünndarm, Bindegewebe oder Lymphsystem. Man ist so naiv, dass man glaubt, dass eine Pflege dieser Organe nicht nötig ist.
Das ist aber ein großer Irrtum. Im Dünndarm entwickeln sich täglich erhebliche Mengen an Toxinen, die in den abdominellen Lymphkreislauf und die Darmkapillaren gelangen und von den Entgiftungsorganen, hauptsächlich Leber und Nieren, ausgeschieden werden müssen.
Das Bindegewebe setzt sich wie ein Schwamm allmählich mit Stoffen zu, die das Molekularsieb nicht passieren können. Auf Dauer wird damit auch der Transit von Nahrungsstoffen, Sauerstoff und anderen wichtigen Stoffen behindert. Kontinuierliche Schwächung aller Organe und die Alterung hängen damit zusammen.
Und das Lymphsystem wird allmählich ebenso belastet, weil es in der Müllentsorgung mit der Zeit zu Problemen kommt, die von uns Ärzten nicht therapiert werden.
Hier beginnt die Naturheilkunde. Dabei arbeiten wir häufig mit prophylaktischen Maßnahmen. Kneipp`sche Güsse, Fasten- oder Mayr-kuren, Homöopathie und viele andere Verfahren wirken auf die oben genannten Organe sowie den ganzen Körper und führen oft zu einer grundlegenden Besserung.
Wird die Toxinbildung im Dünndarm durch langsames Essen, gutes Kauen, geringe Essmengen, also normale Esskultur vermindert. Durch Testung von Nahrungsmittel-Allergien mittels Blutuntersuchungen oder Bioresonanzverfahren werden belastende Nahrungsmittel gefunden, zeitweise gemieden und durch gezielte Maßnahmen therapiert. Mittels spezieller Bauchbehandlung wird das Lymphsystem des Dünndarms aktiviert und eine verbesserte Toxinausscheidung herbeigeführt.