Was soll die Naturheilkunde noch Besonderes bringen?
Diese Frage ist nur für die wenigen Prozent der Bevölkerung interessant, die sich mit ihrer immer weiter abnehmenden Gesundheit eben nicht abfinden wollen. Allmählich werden es immer mehr. Diese Menschen suchen einen neuen Weg. Meist haben sie schon von ganzen Gruppen gehört oder gelesen, die im hohen Alter von über 90 oder 100 Jahren noch weitgehend gesund und leistungsfähig waren. In meinem Buch „Naturheilkunde für Jeden“, Verlag Via Nova, 2010, habe ich eine ganze Reihe derartiger Veröffentlichungen zitiert. Es gibt also ganze Menschengruppen, z. T. Völker (z. B. Hunza, Kaukasier, Indianer), bei denen diese unglaubliche Gesundheit beobachtet wurde. Also muss es wohl auch für den modernen Menschen einen Weg geben, gesund und völlig frei von allen Krankheiten zu sein.
Mit mehr oder weniger Einsatz, mit viel Skepsis, aber oft auch sehr viel Hoffnung, machen sich diese Menschen auf den Weg zu einer anderen Medizin. So landen sie bei der Naturheilkunde. Gelegentlich werden sie enttäuscht, weil ihnen auch dort nicht geholfen wurde. Dazu mussten sie die Diagnostik und die Therapie auch noch selbst bezahlen. Dann wenden sie sich wieder der Schulmedizin mit ihren häufigen Nebenwirkungen zu und nehmen die damit verbundenen Nebenwirkungen in Kauf. Sie haben sich mit ihrem Schicksal als nur noch Teilgesunde abgefunden.
Andere haben mehr Glück. Sie landen bei einem Arzt oder Heilpraktiker, evtl. auch einem Geistheiler, der sein „Handwerk“ versteht und wirklich helfen kann. Das ist nämlich gar nicht einfach. Denn es gibt fundamentale Unterschiede in der schulmedizinischen und der naturheilkundlichen Auffassung von Krankheiten und ihrer Entstehung. Der Schulmediziner sieht im Vordergrund das jeweilige Beschwerdebild, wie oben bereits beschrieben. Die Person, die zu diesem Beschwerdebild gehört, ist erst in zweiter Linie interessant. Die Beschwerden oder Krankheiten werden „bekämpft“ mit allen der modernen Medizin zur Verfügung stehenden Mitteln, auch unter Inkaufnahme von z. T. erheblichen Nebenwirkungen. Der Kampf ist gewonnen, wenn es dem Patienten zumindest vorübergehend besser geht. Die Nebenwirkungen sind das Risiko des Kampfes, die „Narben“. Die Kosten trägt in der Regel die Krankenkasse, d. h. letzten Endes der Beitragszahler.
Der gute Naturheilkundler dagegen sieht zuerst die kranke Person, die Persönlichkeit, bei der aufgrund der individuellen Anlagen und der Lebensweise eine Krankheit aufgetreten ist. Er sucht nach den Schwächen in den Anlagen (Vererbung und sog. Disposition) und den Fehlern in der Lebensführung, die dann zu einer ganz individuellen Krankheit, die in dieser Form nur bei dieser einen Person aufgetreten ist, geführt haben. Da liegen die fundamentalen Unterschiede in der Auffassung der Krankheitsentstehung. Dementsprechend ist auch die Therapie völlig anders. Natürlich sieht er auch, dass der Patient leidet und oft akute Hilfe sucht. Die versucht er ihm auch zu geben mit „Globuli“(also Homöopathie), mit Akupunktur, Neuraltherapie, Blutegeln und vielen anderen Methoden, soweit der Therapeut sie beherrscht. Aber immer unter dem uralten Ärztemotto: „Nihil ne nocere“ (auf deutsch: auf keinen Fall schaden). Er versucht also immer, schädliche Nebenwirkungen zu vermeiden. Er bekämpft die Krankheit nicht, sondern versteht sie als eine Entwicklung, die durch schwache Anlagen, evtl. Gewaltschäden sowie Fehler in der Lebensführung allmählich entstanden ist. Seine Therapie ist meist sanft und trotzdem oft erstaunlich schnell und intensiv wirksam. Leider muss der Patient meist alles selbst zahlen, vor allem, seit im Jahre 2003 die unglückselige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt in Zusammenarbeit mit dem derzeitigen bayrischen Ministerpräsidenten Seehofer die Kassenerstattung von Naturheilmitteln weitgehend unterbunden hat. Es war die Entscheidung einer „großen Koalition“, auch wenn damals die Grünen an der Macht waren. Aber die wollten diese schwerwiegende Fehlentscheidung auch nicht verhindern. So wird Denken und Handeln in der Naturheilkunde von allen politischen Parteien ignoriert und zum Teil sogar bekämpft, genauso wie von der Schulmedizin.
Wie geht der naturheilkundliche Therapeut vor, nachdem er dem Patienten im Bedarfsfall die schlimmsten Beschwerden genommen hat. Dies habe ich in meinem bereits vorher genannten Buch „Naturheilkunde für Jeden“ ausführlich beschrieben. Er sorgt dafür, dass der Patient seinen gesamten Lebensstil möglichst optimiert: den Schlafplatz, die Ernährung, die Bewegung, den Stressabbau, die psychischen Belastungen. Er vermindert Schwächen im Bereich der Verdauung, stärkt die Entgiftung, verbessert z. B. den Säure-Basen-Haushalt, achtet auf kalte Füße, ein kaltes Gesäß oder einen kalten Bauch, beseitigt sog. „Segmentstörungen“ und vieles andere mehr, je nach seinen Kenntnissen. Sogar die moderne Quantenlehre hat in der Naturheilkunde schon längst Eingang gefunden, während die Schulmedizin immer noch beim „Kampf“ wie vor 100 Jahren ist.
Der „Graben“ ist tief zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde und ein Überbrücken des Grabens noch lange nicht in Sicht. Dabei merken viele Schulmediziner inzwischen, dass es so nicht weitergehen kann. Viele Menschen schlucken bis zu 10 verschiedene Medikamente täglich; sie haben oft diverse Operationen hinter sich; das Siechtum ist für sehr viele deutlich sichtbar; die Kosten steigen und steigen und die Zahl der Kranken ebenfalls. Und das ist noch lange nicht das Ende. Die Prognosen der sog. Zukunftsexperten sind z. T. schrecklich.
Aber wir von der Naturheilkunde werden diesen Graben nicht überbrücken, denn wir haben ihn nicht aufgerissen. Wir werden aber allen helfen, die ihn zuschütten wollen. Das dauert noch viele Jahrzehnte, vermutlich mehr als 100 Jahre. Aber es führt kein Weg daran vorbei, wenn die Menschen nicht im Gesundheitschaos enden wollen. Irgendwann muss die Vernunft siegen über die Bequemlichkeit, die Gedankenlosigkeit und den Kampf.
Naturheilkunde bedeutet: zurück zur Harmonie; mit sanfter Hand Fehler korrigieren; grobe Eingriffe nur durchführen, um Gefahren abzuwenden; die Eigen-Abwehrkräfte stärken; die Eigenverantwortung stärken; Körper, Geist und Seele die beste Entwicklungsmöglichkeit zugestehen; dem Menschen mit Liebe begegnen und ihm helfen, seine Fehler selbst zu sehen und zu beseitigen; usw. usw. Zu diesem Thema sind schon viele Bücher erschienen und vermutlich werden noch mehr dazu geschrieben werden.
Beide „Zwillinge“ in dieser Medizin haben ihre Daseinsberechtigung. Keine darf die andere dominieren und keine sich unter Druck gesetzt fühlen. Beide sind gleichberechtigt. Auf einer Medaille sieht man immer nur eine Seite. Um die andere Seite auch zu sehen, muss man die andere Seite sehen wollen. Eine Medaille hat immer zwei Seiten. Zwei Gegensätze, die erst das Ganze ausmachen wie Yin und Yang, Mann und Frau, Tag und Nacht, warm und kalt usw. Aus diesen zwei Teilen entsteht das neue Dritte, wie ein neues Kind aus Mann und Frau. So hoffe ich auch auf eine neue Medizin durch die Verbindung von altem und neuem Wissen, von Naturheilkunde und moderner Schulmedizin. Aber das kann nur stattfinden bei gegenseitigem Respekt und der Anerkennung der Gleichwertigkeit, wie bei einer Medaille (ist die Zahl etwa mehr wert als der Adler?). An dieser Zukunftsvision sollten wir alle ständig arbeiten. Dann wird es allmählich auch im Gesundheitswesen besser werden.
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