Rhinitis allergica oder Pollinosis
Der eine kann keine Frühblütler wie Haselnuss, Birke oder Weide riechen, den anderen kitzeln Wiesengräser in der Nase. Viele reagieren die gesamte Pollensaison über verschnupft. Heuschnupfen ist zwar meist ungefährlich, kann dafür aber um so lästiger sein. Experten schätzen, dass sich rund zehn Prozent der Allergiker, rund drei Millionen Deutsche, mit häufigem Niesen und geröteten Augen herumplagen. Früher gingen Mediziner ausschließlich von einer Veranlagung aus. Heute steht fest: Es kann jeden treffen. In seinem Text beschreibt der Autor schulmedizinische und naturheilkundliche Behandlungsmethoden.
Beim Heuschnupfen handelt es sich vermutlich um eine sehr lang bekannte Erkrankung. Schon in medizinischen Schriften der Griechen und Römer sind Krankheitsbilder beschrieben, die den akuten allergischen Erkrankungen wie Asthma, Nesselsucht (Urtikaria) und Heuschnupfen entsprechen könnten.
Der Name Heuschnupfen rührt daher, dass einige Menschen den Staub von Heu (vermutlich eher der darin enthaltenen Pollen) nicht vertrugen. Man sprach von „Heufieber“, das in diesem Zusammenhang auftreten konnte. Heute ist der Begriff Heuschnupfen verbunden mit dem allergischen, durch Pollen ausgelösten Schnupfen.
In Expertenkreisen geht man davon aus, dass mindestens 40% aller Deutschen an einer oder mehreren Formen Von Allergien leiden. Das wären bei ca. 80 Millionen Einwohnern etwa 32 Millionen Allergiker. Wenn nur zehn Prozent von ihnen Heuschnupfen haben, betrifft das bereits rund drei Millionen Menschen in Deutschland.
Um Heuschnupfen handelt es sich, wenn ein Schnupfen durch Pollen ausgelöst wird. Er tritt meist zur gleichen Jahreszeit auf.
Die Symptome des Heuschnupfens sind lästig. Patienten klagen über Fließschnupfen, verbunden mit einer verstopften Nase, sodass sie nur durch den Mund atmen können. Dazu kommen oft gerötete, juckende, brennende, manchmal sogar durch ein Odem (Wassereinlagerung) geschwollene Augen und zum Teil Atemnot wie bei Asthma. Stark beeinträchtigt sind zeitweise die Konzentration, Aufmerksamkeit und der Schlaf. Die Fenster dürfen selbst bei Hitze nicht geöffnet werden. Am wohlsten fühlt sich der Patient bei Dauerregen, denn dann sind fast keine Pollen mehr in der Atemluft. Heuschnupfen kann in jedem Alter auftreten. Pollenallergien treten immer häufiger auf. Warum das so ist, kann nur vermutet werden: Auf der einen Seite hat die Zahl der Pollen, wahrscheinlich bedingt durch klimatische Veränderungen, zugenommen. Auf der anderen Seite wird angenommen, dass die Umweltverschmutzung eine Rolle spielt. Darauf reagieren die Pollen genauso wie der menschliche Organismus.
Durch die Umweltverschmutzung verändern die Pollen ihre Eiweißstrukturen. Sie werden dadurch aggressiver für den menschlichen Körper. Hinzu kommt, dass das menschliche Immunsystem mit immer mehr Schadstoffen umgehen muss. Dadurch werden die Atemwege stärker gefordert und belastet.
Das Argument der Umweltverschmutzung gilt allerdings nur bedingt: Eine Studie aus dem Jahre 1992 zeigte, dass der Heuschnupfen in München 3,5-mal so häufig war wie in Leipzig. Dabei war die Luftverschmutzung in Leipzig zu dieser Zeit viel stärker als in München.
Eine Theorie besagt sogar, dass unser Körper sich weniger mit schweren Infektionskrankheiten auseinandersetzen muss und dadurch die Bereitschaft für Allergien gefördert wird. Denn das Immunsystem ist weniger gefordert, hat „freie Kapazitäten“ und wird jetzt bei falschen Auslösern aktiv.
Heuschnupfen galt früher als Krankheit, die im Kleinkindalter begann und die man normalerweise nie mehr los wurde. Heute kann man über Jahrzehnte krankheitsfrei sein und plötzlich, vielleicht mit 40 Jahren, an Heuschnupfen erkranken. Die Veranlagung für eine Allergie wird meist vererbt, kann aber auch im Laufe des Lebens erworben werden.
Es gibt unterschiedliche Ausprägungen. Die „atopische Veranlagung“ kann sich in Form eines allergischen Schnupfens („Heuschnupfen“), eines atopischen Ekzems (Neurodermitis) oder eines allergischen Asthmas äußern. Bei 30 Prozent der Pollenallergiker entwickelt sich im Laufe des Lebens neben dem „Heuschnupfen“ später ein Bronchialasthma.
Birke und Wiesengräser reizen die Nase. Normalerweise schützt die Nase die tieferen Atemwege vor Partikeln in der Atemluft, wie zum Beispiel Staub und Pollen.
Bei Heuschnupfen-Patienten dringen die Pollen über die Schleimhäute von Mund und Nase in den Körper ein. Es kommt zu einer Überreaktion des Immunsystems. Die weißen Blutkörperchen sind die Polizisten des Immunsystems und identifizieren die Pollen als Fremdkörper, die es zu bekämpfen gilt. Zu diesem Zweck bilden sie beim ersten Kontakt spezielle Abwehrstoffe, die so genannten Antikörper.
Treffen Pollen und Antikörper aufeinander, gibt es eine heftige Reaktion: In den Mastzellen, eine Sondergruppe der weißen Blutkörperchen, werden Mengen von Botenstoffen, unter anderem Histamin, freigesetzt. Die Folge sind die typischen allergischen Symptome wie Niesanfälle, Fließschnupfen, Augenbrennen, Hautjucken, Quaddelbildung, Hautekzem und Atembeschwerden. Nur ganz selten kommt es bei allergischen Reaktionen zu Erscheinungen bis hin zur Bewusstlosigkeit.
Heuschnupfen-Patienten reagieren auf Pollen bestimmter Pflanzen. Es gibt Menschen, die nur auf so genannte Frühblüher, das sind vor allem Haselnuss, Birke, Weide und Erle, reagieren. Andere reizen nur die Wiesengräser im Mai und Juni, wieder andere die Spätblüher. Einer recht großen Zahl der Patienten macht die gesamte Pollensaison vom Frühjahr bis zum Herbst zu schaffen. Der echte Heuschnupfen findet nur statt, wenn die Pollen unterwegs sind. Hat man außerhalb der Pollensaison auch noch einen Dauerschnupfen, können Allergien auf Schimmelpilze, Hausstaubmilben, Tierhaare oder Schadstoffe die Ursache sein.
Verschiedene Tests entlarven die Pollen. In welchen Monaten der Patient verschnupft ist, weiß er in der Regel. Dabei kann er aber nicht die Pollen nennen, die bei ihm den Heuschnupfen auslösen.
Eine gezielte Behandlung ist nur möglich nach einem genauen Test und nachdem die Stoffe bestimmt wurden, die die allergische Reaktion auslösen. Das geschieht anhand der Krankengeschichte und durch Hauttests mit allergischen Extrakten.
Beim Epikutantest werden Pflaster mit entsprechenden Substanzen auf die Haut aufgeklebt. Beim Pricktest, dem häufigsten Test, bringt man mit einer kleinen Nadel an mehreren Stellen Probelösungen in die Haut ein.
Beim Intrakutantest werden die Probelösungen direkt in die Haut eingespritzt. So lassen sich auf leichtere, allergische Reaktionen gut erfassen.
Haben sich Hinweise für eine Pollenallergie ergeben, kann man mit Hilfe eines Nasen-Provokationstests beweisen, dass die Nasenschleimhaut beim Kontakt mit den Pollen mit Schnupfen reagiert.
Kontaktadressen
Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Hindenburgstr. 110
41061 Mönchengladbach
Telefon:02161/814940, Fax 814930
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ADIZ-Allergie-Dokumentations- und
Informations-Zentrum
Burgstr. 12, 33175 Bad Lippspringe
Telefon: 05252/954500
Fax: 05252/954501
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Arbeitsgemeinschaft allergiekrankes Kind,
Hilfe für Kinder mit Asthma,
Ekzem oder Heuschnupfen
Hauptstr. 29, 35745 Herborn
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Fax:02772/928748
Homepage: www.aak.de